Dienstag, 12. November 2013

Salvador da Bahia - das alte Herz Brasiliens

Salvador da Bahia - das alte Herz Brasiliens! Diese berühmte, drittgrößte Stadt Brasiliens ist die letzte Station auf meiner Reise durch Brasilien. Ich habe ein Zimmer zur Seeseite - und schaue morgens von meinem Balkon aus auf die weite Bucht und den Hafen von Salvador.

Salvador war einst die größte Stadt des südlichen Kontinents und lange Zeit Hauptstadt der portugiesischen Kolonie. Noch heute sind prachtvolle große und kleine Häuser im Kolonialstil das Wahrzeichen Salvadors.

Ich logiere direkt in der Altstadt, in der "Pelourinho", und zwar in der Rua Sao Antonio. Hier sind zahlreiche Häuser frisch renoviert oder werden gerade instand gesetzt, besonders die wunderschönen Fassaden. Salvador putzt sich mächtig raus für die Fußball - WM 2014, das ist auf vielen Schildern zu lesen.
Aber auch ohne WM hat sich Salvador seit vielen Jahren zu einem touristischen Zentrum entwickelt. Die Altstadt ist fest im Griff touristischer Animation und Angebote.

Ich wurde vielfach gewarnt, Salvador sei nicht sicher, sogar besonders gefährlich. Fotoapparate und Rucksäcke sollte man also nicht tragen. Ich habe mich nicht daran gehalten, nur die übliche Vorsicht walten lassen, wie es in allen Großstädten der Welt angezeigt ist, und keinerlei schlechte Erfahrung gemacht.
Dies gilt übrigens für Brasilien insgesamt. Gewiss ist in einem Land mit solch einem sozialen Gefälle die Alltagskriminalität hoch. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man sich als Tourist nun überall als "Freiwild" fühlen muss - allenfalls der Geschäftemacher und Andenkenverkäufer. Ich bin jedenfalls hier in Salvador ebenso wie in anderen Städten überall hin gegangen, wo ich hin gehen wollte. In manche üble Ecken wollte ich gar nicht.
Die Plätze, gesäumt von Kirchen, Museen und vielen anderen repräsentativen Gebäuden versetzen mich in Staunen. Ich bummle gerne durch die Straßen und sehe mir das bunte Treiben an. Besonders die "Baianas" in der traditionellen Tracht der befreiten Sklavin lassen sich gerne gegen einen Obolus fotografieren.
Imposant ist der Palacio Rio Branco, der alte Gouverneurspalast, einst bewohnt von den Repräsentanten der Krone Portugals. Sie hatten wahrlich einen guten Ausblick auf "ihr" Reich!
Salvador ist vom Meer von drei Seiten umschlossen, so hat man immer wieder einen wundervollen Ausblick über die weite Bucht mit all ihren Schiffen.
Ich fahre mit dem Fahrstuhl aus der Altadt hinunter zum Hafen, zum Terminal der Fähren. Hier kann man zum gegenüberliegenden Ufer und zu einigen Inseln fahren. Besonders beliebt ist die Strand- und Ferieninsel Morro de Sao Paulo. Da ich am Wochenende hier bin, drängen sich die Urlauber an der Fähre bzw. dem Schnellboot nach Morro - wer es sich denn leisten kann.
Der hier wohl weniger, aber sein Fang sieht doch gut und reichlich aus.
An der zentralen Praca da Sé findet sich nun nahe des Denkmals seiner ehemaligen Unterdrücker die Statue des Zumbi dos Palmares, Symbol des ersten Sklavenaufstandes im Salvador des 17. Jahrhunderts. Die Kolonialgeschichte ist in der Stadt durchaus präsent.

Dennoch herrscht ein munteres, buntes Leben und Treiben, besonders abends, wenn es draußen kühler wird. Mittags kann es in dieser tropischen Stadt trotz Atlantik-Nähe sehr heiß sein - ich habe es erfahren. Aber abends wird Musik gemacht, gesungen, getanzt, getrunken. Es finden sich all die Hautfarben, die zu Brasilien eben gehören, hier insbesondere die Schwarze. Salvador ist das alte, schwarze Herz Brasiliens - wunderschön.
Für mich bedeutet es den Abschied von einem großartigen Land mit freundlichen, offenen, fröhlichen und liebenswerten Menschen. In Salvador hätte ich es gut und gerne noch ein paar Tage ausgehalten. Aber so kehre ich voller guter neuer Eindrücke aus einem Land zurück, das nicht nur würdiger Gastgeber einer Fußball-Weltmeisterschaft sein wird  - und es wird alles bestens klappen, da bin ich mir sicher, viel zu gut bewältigen Brasilianer ihre Aufgaben und Probleme mit Beharrlichkeit, Lockerheit und, wenn es sein muss, auch Nachdruck, siehe die Demonstrationen.
Bei mir ist neben der Bewunderung, dem Wohlgefühl und den herrlichen Eindrücken und Erlebnissen in Natur und Kultur auch der Respekt gewachsen - Respekt für ein Land, das so groß und reich und vielfältig ist wie ein ganzer Kontinent.

Auch diesmal gibt es hier ein Webalbum Salvador, das noch mehr Fotos zeigt.


Damit beende ich dieses Reiseblog Brasilien. Von Salvador geht es abends direkt nach Lissabon und weiter in die Heimat. Es war eine tolle Reise, und ich hoffe, es macht Spaß, dieses Reiseblog zu lesen und die Bilder anzusehen. Vielleicht motiviert es den einen oder die andere ja zu einer eigenen Reise nach Brasilien...


Montag, 11. November 2013

Strand Rally nach Fortaleza

Früh morgens geht es los, zunächst durch die Dünen bei Jericoacoara. Der Rover ackert durch den tiefen Sand und erklimmt die Dünen mit Leichtigkeit. Wir haben eine lange abenteuerliche Strecke vor uns.


Zunächst geht es ein wenig den Küstenstreifen im Landesinneren entlang. Auch hier sind es fast durchweg Sandpisten, die durch Cashew-Plantagen und Kokospalmen-Haine führen.
Streckenweise ist die Piste eine richtige Buschautobahn.

Aber bald schon - ich bin bereits ein wenig ungeduldig geworden - geht es wieder hinunter an den Strand, direkt an die Wasserkante.

Viele Kilometer dehnt sich der endlose Strand mit dem noch endloseren Ozean - und man braust dahin, als wäre es nichts Besonderes. Ich bin nach wie vor begeistert und fasziniert von dieser Strand-Rally.
Immer wieder säumen Kokospalmen den Küstenstreifen, kommen kleine Fischerdörfer zum Vorschein, oder finden sich Stellnetze im seichten Wasser am Ufer. Die Gezeiten sind hier dicht am Äquator sehr ausgeprägt.
Der Wind hat heute stark zugenommen, eigentlich ist es schon ein richtiger Sturm. Der peitscht den Sand über den Strand und lässt die Dünen in einem Sandsturm versinken. Paulo stört es wenig, wo er rauf will, fährt er rauf.
Aber es stellen sich auch wieder andere Aufgaben, wenn eine Flussmündung überquert werden soll. Routiniert fährt der Sandpilot den schweren Rover auf die schaukelnde Fähre.
Diesmal ist es eine mit Motor-Antrieb. Diese kleinen Außenborder leisten überall in Brasilien Erstaunliches. An Fluss und Küsten sind sie das "Mofa", das jeder hat und braucht. Eben auch, um die Fähre anzutreiben.
In einem kleinen Dörfchen essen wir wunderbar zu Mittag. Das kleine Restaurant liegt etwas abseits, hat aber eine vorzügliche Küche. Paulo versteht auch etwas von gutem Essen...
Den Kite-Surfern in seichten Lagunengewässer ist der Wind offenbar gerade recht. Sie sind hier an der Küste überall zu beobachten. Natürlich ist es auch Paulos Hobby; er ist begeisterter Kiter.
Ein letztes Mal kehrt der Rover direkt an den Strand zurück Es wird belebter, die Vorboten der nahen Großstadt zeichnen sich ab. Man sieht in der Ferne große Frachtschiffe und Erz-Terminals. Fortaleza.

Die Strände sind nun nicht mehr ganz menschenleer; einige Badegäste vergnügen sich am Strand.
Und dann ist das Ziel so nah, dass wir den Strand verlassen.
Bei der nächsten Tankstelle wird Luft aufgefüllt. Ich habe Gelegenheit mich etwas umzuziehen.
Der Abschied von Paulo ist herzlich. Ich habe in ihm mehr als einen Guide, vielmehr einen Freund gefunden. Seine Begeisterung ist ansteckend.

Diese wunderschöne, überwältigende Tour entlang der Nordostküste Brasiliens geht ihrem Ende entgegen. Ich bin überglücklich, diese herrliche Fahrt mit den unauslöschlichen Eindrücken gemacht zu haben. Ich habe wahrlich viele Fotos geschossen, einen Teil davon stelle ich hier ins Webalbum Fortaleza. Die meisten Bilder aber trage ich als Erinnerung bei mir, fest in meinem Herzen. (Dank an Aniyami Turismo!)

Abends fliege ich von Fortaleza nach Salvador da Bahia. Das ist die letzte Etappe meiner großen Brasilien-Runde.


Jericoacoara

Der Pausentag in Jericoacoara ist ideal zum Relaxen. Sand - Strand - Cafes - Wanderungen an der Küste. Genuss pur. Man gelangt nicht mit dem eigenen Auto hierher, sondern muss einen sandtauglichen Transfer von der nächstgelegenen Kleinstadt buchen. Einen Hubschrauberlandeplatz habe ich auch nicht gesehen, auch keine Helikopter. Dafür Surfer!

Jericoacoara ist ein Eldorado für Wind- und Kite-Surfer. Die Surfabschnitte sind gesondert ausgewiesen und genau markiert. Aber auch zum Baden und zum Spazierengehen am Strand und in den Dünen lädt der Ort ein.
Und natürlich zum Bummel durch die ab nachmittags belebten Sandstraßen. Erstaunlicherweise gibt es hier Boutiquen und sogar recht noble Restaurants. Die meisten Angebote sind aber ganz normal bis urig. Vieles ist an junges Publikum gerichtet, wie die zahlreichen Surf-Clubs und Surf-Schulen. Obwohl ich auch Ältere habe kite-surfen gesehen.

Es ist heute sehr stürmisch, die Zeit des "cashew-rain" naht. Ich gehe am Strand entlang bis zu dem felsigen Abschnitt, wo man in einer kleinen Bucht ganz für sich sein kann. Touristisch ist dieses Paradies zum Glück noch kaum entdeckt.
Dann reizen mich die Berge, die Jericoacoara von der östlichen Bucht trennen. Ich mache mich mit meinen neuen Flip-flops auf den Weg.

Das ist aber keine so gute Idee, denn der Sand wird heiß und heißer, der Pfad uneben und teilweise dornig, außerdem habe ich die Flipflops neu und bin noch nicht an den Plastiksteg zwischen den Zehen gewöhnt. So fangen die Füße bald an zu schmerzen.
Der heftige Wind und die Mittagssonne treiben mich bald zurück zum belebten Strand. Vorher springe ich aber doch noch rasch in die Wellen, die so herrlich locken! Hier ist der Atlantik ganz warm, ca. 25°.

Am Hauptstrand gibt es zahlreiche nette Restaurants, Cafes und Bars für jeden Geschmack. Italienische Küche steht hoch im Kurs. Dabei haben die Brasilianer wirklich so viel eigenes Gutes zu bieten. Der hier wirklich fangfrische Fisch aus dem Atlantik (man kann die Dorffischer morgens beim Ausladen beobachten) ist eine unglaubliche Köstlichkeit! Aber vormittags ein großes Glas "suco natural", also frisch gepressten Fruchtsaft nach Wahl, ist auch nicht zu verachten.

In der Mittagszeit ist Schatten gesucht; in der Sonne hält man es einfach vor Hitze, d.h. vor der direkten Wärmeeinstrahlung auf der Haut, nicht aus. Die Sonnenliegen füllen sich erst wieder am späten Nachmittag.

Ich halte in meiner Hängematte (maca) im schattigen Park meiner Pousada Naquela ausgiebig Siesta...
Abends gehe ich in ein brasilianisches Fischrestaurant. Es ist sehr einfach in einer Seitenstarße im Sand "möbliert", aber immer gut besucht. Also der Abstimmung mit den Füßen folgen, meine Devise beim Finden guter Restaurants im Ausland. Hier sucht man sich erst einmal den frischen, rohen Fisch aus, der morgens noch im Netz gezappelt hat. Ich entscheide mich für eine kleine Dorade, die für mich allein aber schon recht groß ist. Der Fisch wird gewogen, danach berechnet sich der Preis. Dann wird er zubereitet und auf den Holzkohlengrill gelegt. Es dauert also etwas. Dann bekommt man aber eine Köstlichkeit, die kaum zu überbieten ist. Auf Nachfragen erfahre ich, dass der Fisch vor dem Grillen nur leicht gesalzen wird, alles weitere ist der Eigengeschmack. Unglaublich!

Am Spätnachmittag geht es wieder Richtung Düne, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang dort oben zu sein. Die Sonne geht hier nach lokaler Zeit gegen 17:30 Uhr unter. Wie in den Tropen üblich fällt dann sehr schnell die Nacht herein.

Heute ist der Wind abends zum Sturm ausgewachsen. Man bekommt den Sand in alle Ritzen. Dennoch sehe ich viele, die mit ihrem iPad im Sandsturm fotografieren. Härtetest!

Abends geht es dann wie immer sehr lebendig und entspannt zu. Samba-Musik, teilweise live, Samba-Rock und Samba-Pop erfüllen die Gassen. Je später der Abend, desto fröhlicher die Musik und die Gäste. Hier würde ich es gut noch ein paar Tage aushalten!

Für morgen, den Reisetag nach Fortaleza, hat mir Paulo eine tolle Option angeboten: Statt auf der Landstraße die 300 km nach Fortaleza zu fahren (so die ursprüngliche Buchung) die zeitlich doppelt so lange Strecke am Strand und durch die Dünen zu wählen. Keine Frage, das ist meine Option! Also geht es am nächsten Tag früh morgens los, wieder immer am Atlantik entlang!

Ein paar mehr Fotos aus Jericoacoara (es war für mich auch ein Foto-Pausentag...) findet ihr hier im Webalbum Jericoacoara.


Sonntag, 10. November 2013

Hohe Dünen und wilder Strand

Ja, dann ist es los gegangen. Viele Kilometer mit dem Landrover direkt am Strand entlang, dann wieder in ein Dünengebiet hinein, die kleinen Lencois, ohne sichtbare Wege. Ab und zu erkenne ich Tracks, die Paulo, mein Guide und Pilot, schon längst entdeckt hat.

Die kleinen Lencois sind allerdings Dünen, wie ich sie im Verlauf der nächsten drei Tage noch öfter zu sehen bekomme. Paulo ist dann nicht zu bremsen und erklimmt mit seinem Allradfahrzeug und staunenswertem Können Düne um Düne, um danach über den Seitenkamm (da ist der Sand fester) wieder in die nächste Senke abzutauchen.

Vor lauter Begeisterung vergesse ich beinahe das Fotografieren, erst bei einer Pause hole ich meine große Nikon aus dem Rucksack. Von der Hitze merkt man am Ozean entlang nicht besonders viel, aber das ist tückisch, denn die Sonne brennt wie eben am Äquator, und die trockene Luft über dem Sand lässt jeden Schweiß sofort verdunsten. Man merkt also nicht einmal, dass man schwitzt. Umso mehr gehört die Hand an die Wasserflasche.

Als wir wieder auf befestigte Straßen kommen, muss erst einmal der Druck in den Reifen erhöht werden auf normales Maß. Dann geht es durch die Küstenlandschaft immer weiter ostwärts. Wir durchfahren Fischerdörfer und kleine Orte, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Flüsse dienen zum Waschen der Wäsche ebenso wie der neuen Autos...

Dieser mehrere hundert Kilometer lange Küstenabschnitt am Atlantik liegt nahezu waagerecht zu den Breitengeraden, genauer zum 2. Grad südlicher Breite. Erst hinter Jericoacoara biegt die Küste Richtung Süden ab, um dann viele Hundert Kilometer weiter um Natal herum richtig nach Süden abzuschwenken. Dieser Küstenverlauf wird noch eine besondere Bedeutung gewinnen.

Bisweilen verschwindet auch die Landstraße unter einer mächtigen Wanderdüne. So erreichen wir nach einer Unmenge neuer Eindrücke das Etappenziel Parnaiba. Eine Pousada mit Dusche und Swimmingpool bietet einen entspannten Abend.


Anderntags geht es weiter, stundenlang direkt an der Wasserkante des Atlantik entlang. Gelegentlich zwingen Flüsse oder ein Mangrovensumpf zu einem Umweg über Land.

Dann gibt es wieder einen Abstecher in ein Dünengebiet, um vielleicht wilde Ziegen und Esel (!) zu entdecken und eine schöne Aussicht zu haben. Ich fotografiere heute sehr eifrig mit wechselnden Einstellungen aus dem fahrenden Auto heraus. Es liegt eine lange Strecke vor uns, so dass nur gelegentlich angehalten wird. Chaval (siehe weiter unten) ist sehr schön, hat aber Zeit gekostet.



Dicht hinter den Dünen beginnen Cashew-Plantagen, denn dies ist "cashew-land". Es sind kleinere Anwesen, nur durch Sandpisten erreichbar und verbunden. Elektrizität gibt es hier überall.







Dann geht es wieder an den Strand, und das Auto jagt über den festen Untergrund mit den anrollenden Wellen um die Wette.








Wenig später gibt es wieder hohe Dünen, die im Licht des Nachmittages ihre besondere Leuchtkraft entfalten.

Wir haben über Mittag einen Abstecher gemacht in das nahe der Küste gelegene Felsengebiet von Chaval. Hier ragen urtümliche "Rocks" aus dem Sandboden, wie von Riesen hin geworfen. Sie scheinen vulkanischen Ursprungs zu sein und erinnern mich an manche solche Granit-Formationen in Australien ("devil marbles"). Nur hier sind sie noch völlig unbeachtet. Eine örtliche Inititiative macht sich nun unter Führung einer energischen jungen Frau daran, das zu ändern. Chaval soll ein touristischer Spot werden. Er hat das Zeug dazu. Wir steigen unter kundiger Führung auf einen der hohen Felsen, was in der mittäglichen Glut doch einige Anstrengung kostet, und genießen von oben einen herrlichen Blick auf die felsige Dünenlandschaft. Paulo sollte seinem Reiseveranstalter diese Lokalität als lohnendes Ziel ans Herz legen. Ich befand mich also plötzlich in der Rolle des "Muster-Touristen". Wir wurden köstlich bewirtet und überall herum geführt. Es war eine sehr interessante Begegnung und Besichtigung. Diese Felsen haben es in sich! Ich habe von Chaval ein extra Webalbum eingerichtet, dafür HIER klicken.

Durch die Dünen zurück am Strand stehen uns noch einige Abenteuer bevor. Einige Flussmündungen bzw. Buchten lassen sich mit einer Fähre überqueren. Fähren sehen allerdings dort im wilden Nordosten Brasiliens auch ebenso wild aus - aber seht selbst: Es funktioniert, teilweise sogar nur mit Muskelkraft!
Allmählich nähern wir uns dem Tagesziel: Jericoacoara. Über diesen wunderbaren Ort schreibe ich noch einen extra Beitrag. Die letzten 50 km geht es stracks am Strand lang. Immer öfter begegnen uns andere Fahrzeige und vor allem Motorräder. Der Strand ist die beste Verbindung von Ort zu Ort.
Und immer wieder diese Dünen, diese Weite, dieser endlose Strand!

Endlich kommt die Halbinsel in Sicht, an der Jericoacoara liegt. Der Ort, so viel sei hier schon gesagt, ist nur über Sandpisten erreichbar. An seinem Rande liegt ein Dünengebiete, dessen letzte Düne vor dem Ortseingang direkt zum Atlantik abfällt. An diese Düne gelangen wir zum Sonnenuntergang - just in time! Die Besucher von Jericoacoara strömen auf die Düne, um das abendliche Schauspiel des Sonnenunterganges zu erleben.
Diesmal bleibt der Landrover unten, und ich steige zu Fuß auf diese letzte Düne. Oben erstreckt sich ein Plateau, auf dem man andächtig das Sinken der Sonne beaobachtet. Aber zwei rollende Kioske (im tiefen Sand!) mit Süßigkeiten, Bier und Caipirinha fehlen nicht.

Das wirklich Besondere hier auf der Düne in Jericoacoara ist dies: Man kann die Sonne an der "Ostküste" Brasiliens richtig im Atlantik untergehen sehen. Es ist hier eben eine Nordküste, und der kleine Ort liegt vorgeschoben auf einer Halbinsel. So kann man hier beides erleben: den Aufstieg der Sonne aus dem Atlantik - und den Untergang wieder im Atlantik ... einmalig! So neigt sich ein unglaublich schöner, abenteuerlicher Tag seinem Ende zu. Es war, es ist eine Wahnsinns - Tour!

Eine Unmenge Bilder, die man am besten als Diashow betrachten kann, sind hier im Webalbum verfügbar. Die Eindrücke sind noch ungleich vielfältiger und faszinierender gewesen.


Mittwoch, 6. November 2013

Am Atlantik

Nun beginnt ein Reiseabschnitt, der zum absoluten Höhepunkt wird. Der Nordosten von Brasilien mit seinen Bundesstaaten Maranhao, Piauí und Ceará ist wenig besucht und doch von atemberaubender Schönheit. Selbst Sao Luiz legt davon Zeugnis ab. Besonders die weite Atlantikküste! Was ich nun vor habe, übertrifft vieles, was ich bisher erlebt habe.

Zunächst geht es von Barreirinhas, dem Ausgangpunkt für die Lencois Maranhenses, auf dem Rio Preguicas ("Faultierfluss - leider sind Faultiere kaum zu entdecken) Richtung Atlantikküste. In Barreirinhas hatte ich das Glück, in einer wunderschön gelegenen Pousada zu übernachten, die einem Schweizer gehört. Ein wirklich erholsames Örtchen, wenn es nicht so weit weg wäre! Also morgens Aufbruch mit dem Schnellboot. Ich nehme mein gesamtes Reisegepäck (Reisetasche plus Rucksack) mit. Die Tour zum Leuchtturm von Preguicas und zum Stranddorf Caburè ist eine recht beliebte Ausflugstour - sofern man hier überhaupt von "beliebt" sprechen kann, denn die Region ist touristisch noch fast völlig unentdeckt. Ich treffe eine Gruppe Ausflügler aus Sao Paulo, doch davon gleich mehr.

Zuerst geht es an Mangobäumen und Palmen vorbei, doch nach und nach schiebt sich Mangrovenwald dicht ans Ufer: das Salzwasser des Ozeans macht sich bemerkbar. Dann tauchen hohe Dünen auf: die Halbinsel von Caburè. Hier wird Rast gemacht in einer kleinen Station, die Erfrischungen, Andenken und - Affen zu bieten hat. Und ein Wasserklo mitten in den Dünen. Weiter geht es mit dem Boot auf die Festlandseite zum Leuchtturm von Preguicas. Der ist ein hohes Wahrzeichen der Gegend und kann bestiegen werden. Ein herrlicher Rundumblick bietet sich von oben, bis hinüber zu den Lencois.


Man sieht weit über das flache Küstenland. Leuchttürme haben es offenbar nicht nur mir angetan, denn man drängt sich die schmale Wendeltreppe hinauf auf die kaum geschützte Ballustrade. Die Mühe - immerhin sind es jetzt um 12 Uhr 35° draußen - lohnt sich.

Nach kurzer Überfahrt über den breiter gewordenen Fluss (kurz vor der Mündung) gelangen wir nach Caburè, dem Zielort der Ausflügler. Hier gibt es eine Pousada, das heißt ein gutes Restaurant und mehrere Hütten zum Übernachten. Und Strand, weiter, einsamer, endloser Strand am Atlantik. Sonst nichts. Hier ist die Welt zu Ende. Was soll ich da mit meinem Gepäck? Denn die anderen Besucher sind alles Tagesgäste.


 Ich treffe beim Lunch auf eine Gruppe fröhlicher Brasilianer aus Sao Paulo. Sie sind über das verlängerte Wochenende hier; noch am selben Tag geht es abends mit dem Flugzeug zurück nach Sao Paulo. Sie nehmen mich gerne in ihre Gesellschaft auf und wir unterhalten uns mit Händen und mit Füßen: Ich spreche kein Portugiesisch, sie kein Englisch, oder vielmehr kaum. Aber es geht. "Bayern München" verstehen sie sehr gut. Wir haben eine fröhlich Runde mit angeregter "Unterhaltung". Erstaunlich, was da über die Sprachgrenzen hinweg alles geht. Brasilianer sind einfach wahnsinnig nette, fröhliche und aufgeschlossene Menschen!

Mein Guide (deutschsprachig) muss sich um allerlei kümmern und ist beschäftigt. Er hat mir angekündigt, ich würde hier nach dem Essen abgeholt - mit Auto. Auto - mitten im Sand im Nirgendwo?

Tatsächlich, hinter dem Haus steht dann auf einmal ein Landrover mit Paulo. Er ist mein Fahrer, Guide und Sandpilot. Meine Tasche befindet sich bereits im Fahrzeug. Ich bin sein einziger Gast für die nächsten drei Tage. Und dann geht es los, immer am Strand entlang, durch die Dünen und mehr. Das wirkliche Abenteuer Brasilien beginnt. Das ist der absolute Höhepunkt.

Hier zunächst noch der Link auf das Webalbum Maranhao mit den Fotos zu diesem Ausflug.