Mittwoch, 6. November 2013

Am Atlantik

Nun beginnt ein Reiseabschnitt, der zum absoluten Höhepunkt wird. Der Nordosten von Brasilien mit seinen Bundesstaaten Maranhao, Piauí und Ceará ist wenig besucht und doch von atemberaubender Schönheit. Selbst Sao Luiz legt davon Zeugnis ab. Besonders die weite Atlantikküste! Was ich nun vor habe, übertrifft vieles, was ich bisher erlebt habe.

Zunächst geht es von Barreirinhas, dem Ausgangpunkt für die Lencois Maranhenses, auf dem Rio Preguicas ("Faultierfluss - leider sind Faultiere kaum zu entdecken) Richtung Atlantikküste. In Barreirinhas hatte ich das Glück, in einer wunderschön gelegenen Pousada zu übernachten, die einem Schweizer gehört. Ein wirklich erholsames Örtchen, wenn es nicht so weit weg wäre! Also morgens Aufbruch mit dem Schnellboot. Ich nehme mein gesamtes Reisegepäck (Reisetasche plus Rucksack) mit. Die Tour zum Leuchtturm von Preguicas und zum Stranddorf Caburè ist eine recht beliebte Ausflugstour - sofern man hier überhaupt von "beliebt" sprechen kann, denn die Region ist touristisch noch fast völlig unentdeckt. Ich treffe eine Gruppe Ausflügler aus Sao Paulo, doch davon gleich mehr.

Zuerst geht es an Mangobäumen und Palmen vorbei, doch nach und nach schiebt sich Mangrovenwald dicht ans Ufer: das Salzwasser des Ozeans macht sich bemerkbar. Dann tauchen hohe Dünen auf: die Halbinsel von Caburè. Hier wird Rast gemacht in einer kleinen Station, die Erfrischungen, Andenken und - Affen zu bieten hat. Und ein Wasserklo mitten in den Dünen. Weiter geht es mit dem Boot auf die Festlandseite zum Leuchtturm von Preguicas. Der ist ein hohes Wahrzeichen der Gegend und kann bestiegen werden. Ein herrlicher Rundumblick bietet sich von oben, bis hinüber zu den Lencois.


Man sieht weit über das flache Küstenland. Leuchttürme haben es offenbar nicht nur mir angetan, denn man drängt sich die schmale Wendeltreppe hinauf auf die kaum geschützte Ballustrade. Die Mühe - immerhin sind es jetzt um 12 Uhr 35° draußen - lohnt sich.

Nach kurzer Überfahrt über den breiter gewordenen Fluss (kurz vor der Mündung) gelangen wir nach Caburè, dem Zielort der Ausflügler. Hier gibt es eine Pousada, das heißt ein gutes Restaurant und mehrere Hütten zum Übernachten. Und Strand, weiter, einsamer, endloser Strand am Atlantik. Sonst nichts. Hier ist die Welt zu Ende. Was soll ich da mit meinem Gepäck? Denn die anderen Besucher sind alles Tagesgäste.


 Ich treffe beim Lunch auf eine Gruppe fröhlicher Brasilianer aus Sao Paulo. Sie sind über das verlängerte Wochenende hier; noch am selben Tag geht es abends mit dem Flugzeug zurück nach Sao Paulo. Sie nehmen mich gerne in ihre Gesellschaft auf und wir unterhalten uns mit Händen und mit Füßen: Ich spreche kein Portugiesisch, sie kein Englisch, oder vielmehr kaum. Aber es geht. "Bayern München" verstehen sie sehr gut. Wir haben eine fröhlich Runde mit angeregter "Unterhaltung". Erstaunlich, was da über die Sprachgrenzen hinweg alles geht. Brasilianer sind einfach wahnsinnig nette, fröhliche und aufgeschlossene Menschen!

Mein Guide (deutschsprachig) muss sich um allerlei kümmern und ist beschäftigt. Er hat mir angekündigt, ich würde hier nach dem Essen abgeholt - mit Auto. Auto - mitten im Sand im Nirgendwo?

Tatsächlich, hinter dem Haus steht dann auf einmal ein Landrover mit Paulo. Er ist mein Fahrer, Guide und Sandpilot. Meine Tasche befindet sich bereits im Fahrzeug. Ich bin sein einziger Gast für die nächsten drei Tage. Und dann geht es los, immer am Strand entlang, durch die Dünen und mehr. Das wirkliche Abenteuer Brasilien beginnt. Das ist der absolute Höhepunkt.

Hier zunächst noch der Link auf das Webalbum Maranhao mit den Fotos zu diesem Ausflug.


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