Dienstag, 5. November 2013

Amazonas Lodge

"Dschungel Lodge" klingt wilder als es ist. Das "Amazonas Village Tamandua" liegt praktisch am Rande von Manaus in einem Seitenarm des Rio Negro.

Der Vorteil: Durch das saure Wasser des Rio Negro gibt es so gut wie keine Mücken - Nachteil: aber auch weniger Fische und Flussfauna. Außerdem ist Manaus inzwischen dicht an die Lodge heran gewachsen; schon auf dem Nachbargrundstück steht der nächste Strommast. Wenn die Lodge noch keinen Strom hat (nur aus Batterien), dann ist das reine Nostalgie. Urwaldtiere gibt es kaum zu sehen, dafür ist die Zivilisation zu dicht. Nachts sieht man im Westen den Lichtschein der Großstadt am Himmel. Also echtes Urwald-Feeling sieht anders aus.

Die Lodge ist aber dennoch sehr stilvoll und schön. Das Mobiliar ist aus rotbraunen Harthölzern mit vielen Schnitzereien, die Dächer mit Palmblättern gedeckt. Auch die einzelnen Hütten mit den Gästezimmern sind stilvoll und schummerig und auch ohne Klimaanlage angenehm temperiert. Auf das warme Wasser in der Dusche verzichtet man übrigens gerne: Die Dusche bietet die einzige wirkliche Abkühlung! Nicht zuletzt dank der hervorragenden Küche und des freundlichen und kompetenten Personals kann man es sich in der Lodge richtig gut gehen lassen. Ich habs genossen.

Man macht Ausflüge zu Fuß und per Boot in den Urwald und bekommt sehr viel Interessantes über Bäume und Pflanzen zu hören und zu sehen. Über den Kautschukbaum bekommen wir später noch eine Demonstration. Kautschuk hat das Amazonasgebiet groß und berühmt gemacht - und zur Abholzung beigetragen. Die Gefährdung des Amazonas-Regenwaldes ist noch längst nicht gebannt. Beim Untersuchen des Bodens sieht man sofort das Dschungel-Problem: Es gibt so gut wie keinen Humus. Direkt unter der dünnen Laubdecke ist nichts als Sand, metertief. Da wächst alles nur sehr langsam und muss die Nährstoffe aus den Pflanzenresten sofort verwerten. Obst- und Gemüseplatagen sind da eigentlich unsinnig - und doch wird es mit zusätzlicher Düngung (zum Teil aus Brandrodung)  praktiziert.

Wir haben den Fluss zur Zeit des Niedrigwassers erlebt. Nach der Schneeschmelze in den Anden und der Regenzeit steigt die Flut April - Juni um mehr als 10 Meter. Man erkennt die höhere Wasserkante überall an den Uferböschungen. Das muss gewaltig sein! Dann stehen große Teile Amazoniens unter Wasser, und noch weniger Straßen sind passierbar. Es sind doch insgesamt unglaublich extreme Lebensbedingungen für Pflanzen, Tiere und Menschen. Rechnet man noch die Malaria als Geißel hinzu (heute weitgehend eingedämmt, Denguefieber ist aktuell die größere Gefahr), so haben bei der Kautschuk-Gewinnung Tausende Arbeiter ihr Leben verloren. Wie die Goldsucher kamen sie als Glücksritter mit großen Hoffnungen - und fanden die "grüne Hölle" vor.

Unsereiner kann dies heute nur touristisch erleben und genießt die kleinen Freuden des Fischfangs: na klar, Piranhas sind die begehrte Beute. Ich schaffe es wieder nicht, dafür aber auch diesmal statt dessen die größten Fische ;-) Bei einem nahe gelegenen Flussbewohner wird gegrillt. Dazu werden die Gewinnung und das Vulkanisieren des Kautschuks demonstriert, schon interessant. Man versteht danach auch das Wort "Vulkanisieren" erst richtig, wenn man den Kautschuk über dem Räucherofen sich verwandeln sieht.

Abends geht es auf die Suche nach jungen Kaimanen, aber die sind hier selten geworden, und so müssen wir lange zwischen Mangroven am Ufer suchen, bis die Guides einen ergattern und zur Demonstration aus dem Wasser holen. Er geht durch alle Hände, wird bestaunt und dann wieder frei gelassen: wutsch ist er fort.

Zweieinhalb Tage lassen sich so gut und abwechslungsreich verbringen, besonders wenn man noch in den lauwarmen Fluten ein Bad nehmen kann. Dann geht es mit dem Speedboot wieder in 90 Minuten nach Manaus zurück. Aus dem Flugzeug wird entlang des Amazonas immer wieder das gigantische Ausmaß dieser Flusswelt sichtbar. Alles wirklich sehr eindrucksvoll!

Als Lodge für ein Dschungel-Abenteuer würde ich mir aber andermal lieber etwas aussuchen, was weiter von der Großstadt entfernt ist und das Urwalderlebnis unmittelbarer und ursprünglicher bietet. Das gibt es, man sollte danach Ausschau halten.

Hier der Link zum Web-Album Amazonas.




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